Wer gern mit Materialien wie Stein, Holz, Metall oder Kunststoffen arbeitet, handwerklich geschickt ist und die Höhe nicht scheut, kann sich für eine Ausbildung zum Dachdecker entscheiden. Bohrmaschine und Stichsäge sind nicht nötig. Was genau hinter der Berufsbezeichnung steht, welche Voraussetzungen man erfüllen muss, um den Beruf zu erlernen und was die Aufgabenfelder und Tätigkeiten in Ausbildung und Beruf sind, wird im Folgenden näher beschrieben.

Die Ausbildung - Voraussetzungen

Um eine Ausbildung in diesem Beruf zu machen, benötigt es vom Gesetz her eigentlich keine bestimmten Voraussetzungen in Bezug auf den Schulabschluss. Aber es wird von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich bewertet, wie wichtig die Schulnoten und Abschlüsse sind. Empfohlen wird ein Hauptschulabschluss, Realschulabschluss oder aber (Fach-)Abitur. Die Ausbildung erfordert ein relativ hohes Maß an Mathematik- und Naturwissenschaftskenntnissen. Auch gute Kenntnisse im Bereich Technik und Werken sind von großem Vorteil. Zudem ist ebenso ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen in vielen Ausbildungsbetrieben eine wichtige Voraussetzung. Weiterhin sollten die Anwärter für den Ausbildungsberuf kein Problem mit körperlicher Arbeit - zum großen Teil im Freien - haben. Ein gewisses handwerkliches Geschick und das Interesse am handwerklichen Arbeiten sind grundlegend für diesen Beruf. Der Beruf kennzeichnet sich neben der Höhe auch durch Lärm und Dreck. Die Auszubildenden sollten schwindelfrei und trittsicher sein und keine Probleme mit Lärm und Dreck verursachender Arbeit haben. Damit einher geht auch die körperliche Belastbarkeit. Wenn dazu noch Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit sowie eine rasche Auffassungsgabe gegeben sind, steht der Ausbildung nichts mehr im Wege. Als Handwerker arbeitet man zudem selten allein, sondern meistens im Team.

Informationen zur Ausbildung

Die Ausbildungsdauer beträgt in der Regel drei Jahre und kann bei gewissen Voraussetzungen auf zwei bis zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Es handelt sich um eine duale Ausbildung, die aufgeteilt wird in Berufsschule und Betrieb. Somit werden sowohl die theoretischen als auch die praktischen Kenntnisse am besten übermittelt. Der Unterricht in der Berufsschule geschieht entweder im Blockunterricht oder ein bis zwei Mal in der Woche. Die restliche Zeit lernt der Auszubildende im Betrieb. Das Ausbildungsgehalt ist abhängig von der Region, dem Bundesland sowie dem Betrieb. Es wird nach Tarifvertrag zwischen der Industriegewerkschaft und dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks festgelegt, wie hoch das jeweilige Ausbildungsgehalt ist. Wer unter 18 Jahren alt ist, bekommt weniger Geld in der Ausbildung als Auszubildende, die das 18. Lebensjahr bereits vollendet haben. In der Regel beträgt die Vergütung im ersten Ausbildungsjahr 450 bis 520 Euro, im zweiten Jahr 630 bis 700 Euro sowie im letzten Ausbildungsjahr 870 bis 970 Euro brutto pro Monat.

Inhalte der Ausbildung

Die Inhalte der Dachdecker-Ausbildung sind sehr vielfältig. Zu den Ausbildungsinhalten in der Berufsschule gehört der theoretische Part der Lehre. Dabei wird sich mit den Werkstoffen auseinandergesetzt. Es werden die verschiedenen Dachziegel, -steine und –schiefer genauer beleuchtet und die Auszubildenden lernen, wie man das Material fachgerecht bearbeitet. Zudem lernen die Azubis, wie man technische Zeichnungen und Pläne liest und auch selbst anfertigt und skizziert. Im Bereich Bauwesen spielt die Mathematik eine große Rolle. Die Auszubildenden lernen, wie man Werkstückmaße, Materialkosten und –bedarf berechnet. Bei den betrieblichen Ausbildungsinhalten geht es um die fachgerechte Anwendung der erlernten Theorie. Zu Beginn lernen die Auszubildenden die Grundlagen, unter anderem zum Bau. Dazu gehört, wie man eine Baustelle einrichtet und absichert sowie das richtige Aufbauen von Baugerüsten. Auch die erlernten Sicherheitsmaßnahmen werden hierbei in der Praxis umgesetzt. Zum anderen lernen die Lehrlinge, wie man Holzkonstruktionen herstellt, Ziegel bearbeitet und vor allem das Dach eindeckt. Das Eindecken lernen sie mit Dachziegeln und Dachsteinen, bevor es zu weiteren Materialarten wie Schiefer und Kunststoff geht. Ein weiterer Teil der Ausbildung ist das Herstellen von Bauwerksabdichtungen sowie das Einrichten von Energieumsetzern und Blitzschutzanlagen. Insgesamt umfasst die betriebliche Ausbildungszeit fünf Schwerpunkte:

  • Abdichtungstechnik
  • Außenwandbekleidungstechnik
  • Dachdeckungstechnik
  • Energietechnik an Dach und Wand
  • Reetdachtechnik

Je weiter die Ausbildungszeit voranschreitet, desto mehr lernt der Azubi und im Laufe der Zeit wird er mehr und mehr Aufgaben eigenständig übertragen bekommen. Zwischen den allgemeinen Lehrlingsaufgaben lernt der Azubi zudem, wie bestimmte Arbeitsabläufe geplant und vorbereitet werden und inwiefern Gesundheits- und Umweltschutz bei der Arbeit beachtet werden müssen. Bau- und Hilfsstoffe müssen ordnungsgemäß geprüft, gelagert und ausgewählt werden. Zudem lernen die Azubis im Laufe der Zeit, wie sie mit Baumaschinen und Werkzeugen richtig und sicher umgehen. Am Ende der Ausbildung wissen die Lehrlinge, wie man Unterkonstruktionen aus Hold für Fassaden und Dächer baut und montiert, wie man Dächer und Wände abdichtet und dämmt, welche Materialien dafür benutzt werden können und wie man Begrünungen, Energieumsetzer sowie Systeme zum Ableiten von Regenwasser fachgerecht installiert. Bei der Ausbildung kann sich der Lehrling in der Regel für einen von zwei Schwerpunkten entscheiden. Diese Bereiche sind zum einen Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik und zum anderen die Reetdachtechnik. Wer sich auf die Reetdachtechnik spezialisieren möchte, hat einige weitere Ausbildungsinhalte zu absolvieren. Als Dachdecker für Reetdachtechnik wird der Auszubildende auf Decken und Dächer mit dem Material Reet angelernt. Dabei lernt er die verschiedenen Techniken zum Befestigen und Zuschneiden des speziellen Materials. Zudem sind Inhalte der Ausbildung das Konstruieren von Dachstühlen und Fachwerkwänden aus dem Material Holz, das Bauen von Unterkonstruktionen für Bekleidungen von Außenwänden sowie das Planen und Montieren von Dachrinnen und Blitzschutzanlagen auf Reetdächern. Die Aufgaben ähneln denen der ersten Fachrichtung, denn auch bei der Reetdachtechnik gehören das Konstruieren von Dachfenstern, die Schall- und Wärmedämmung sowie das Abdichten von Böden und Wandflächen mit den verschiedenen Werkstoffen und Kunststoffen dazu. Der größte Unterschied liegt im Dachdecken selbst, da das Dach statt mit Ziegeln oder Schiefer mit Reet eingedeckt wird. Der Lehrling lernt, wie er das Material von der Traufe bis zum First in die Bindung schlägt. Das passiert in der Regel mit einem Klopfbrett. Zudem lernen die Auszubildenden wie das Dach geglättet und die finale Dachform hergestellt wird. Bei Reetdächern gibt es Unterschiede zwischen gebundenen und genähten Dächern.

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Die Ausbildung unter Dach und Fach – wie geht es weiter?

Am Ende der Ausbildungszeit legt der Auszubildende eine Gesellenprüfung ab, bei der er in mündlicher und schriftlicher Form sein erlerntes Fachwissen unter Beweis stellen soll. Bei erfolgreich bestandener Prüfung kann es ins Berufsleben gehen. Hier sind die Einsatzgebiete sehr vielseitig, zumal gute Dachdeckergesellen und qualifizierter Nachwuchs durchaus gefragt sind. Das liegt auch daran, dass die Dachdeckerbranche nicht von den üblichen wirtschaftlichen Schwankungen der Baubranche betroffen ist. Gearbeitet werden kann in Dachdeckereien oder Handwerksbetrieben, die auch Dachdeckerarbeiten anbieten. Auch das Gehalt ist relativ gut. Der tarifliche Mindestlohn im Dachdeckerhandwerk für Arbeitnehmer liegt bei bundesweit 12,05 Euro pro Stunde (Stand 2016). Wieviel im Endeffekt wirklich verdient wird, ist wie bei der Ausbildung auch von Betrieb zu Betrieb und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Wer sich gern weiterbilden möchte, hat nach der Ausbildung und einiger Berufserfahrung die Chance dazu. Diejenigen können sich zum Beispiel zum Dachdeckermeister, Techniker für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik oder zum Techniker für die Fachrichtung Bautechnik weiterbilden lassen. Als Meister hat man die Möglichkeit, einen eigenen Betrieb zu gründen oder aber in einer Führungsposition in einem Betrieb zu arbeiten.

Vielseitig und abwechslungsreich – Der Beruf des Dachdeckers im Detail

Dachdecker ist ein anerkannter Handwerksberuf mit Perspektive und Zukunft. Das Berufsbild ist mit der Dachdeckerausbildungsverordnung geregelt. Wer den Beruf lernt, kann nach der Ausbildung als Fachmann für das Eindecken von Dächern, Neubau, Renovierung und Sanierung arbeiten. In vielen Bereichen ist der Dachdecker der richtige und kompetenteste Ansprechpartner, denn der Beruf und die Aufgaben sind sehr vielseitig und abwechslungsreich.

Die Tätigkeiten – was gehört dazu?

Ein Dachdecker sorgt im Prinzip dafür, dass Gebäude wind- und wetterfest sind. Zu seinen Tätigkeiten gehören das Dachdecken, der gesamte Bereich der Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik aber auch viele andere Arbeiten. Er baut auch Dachfenster ein und installiert zum Beispiel Solaranlagen. Zudem sorgt er für die nötige Wärmedämmung an den Außenwänden und am Dach. Auch das Abdichten von Dachflächen, Wand- und Bodenflächen gehört hier dazu. Außenwände und Dächer können mit verschiedenen Materialien bekleidet werden. Der Dachdecker dient als kompetenter Ansprechpartner und Berater. Auch begrünte Dächer sind kein Problem, ebenso wie das Erbauen von Vorrichtungen zum Ableiten von Regenwasser. Zudem werden Blitzableiter errichtet. Neben natürlichen Materialien und Stoffen, kann das Dach auch mit Kunststoffbahnen, Flüssigkunststoff oder Bitumenbahnen abgedichtet werden. Auch das Warten, Reparieren und Erneuern von Fassaden und Dächern gehört zum Aufgabenbereich. Seit 2009 sind Hausbesitzer an die sogenannte Energiesparverordnung gebunden. Mit dieser Richtlinie hat sich auch das Dachdeckerhandwerk verändert und an neue Technologien gewagt. Das heißt, dass Gebäude besser und moderner gedämmt werden und oftmals auch Anlagen zur Gewinnung von Wärmeenergie und Strom montiert werden müssen. Dadurch sind Dachdeckerbetriebe zu Experten bei der Umsetzung solcher Energiespartechnologien geworden. Dazu gehören auch thermische und Photovoltaik-Solaranlagen, die fachgerecht auf die Dächer gebracht werden müssen. Dachdeckerbetriebe können detailliert über die individuellen, energieeffizienten Lösungen vor Ort beraten und installieren auch die entsprechende Anlage fachmännisch und korrekt. Im Winter ist es nicht selten, dass die Dachdeckerbetriebe aufgrund des Wetters und der konjunkturellen Lage die Betriebe für die Saison schließen, ihre Mitarbeiter freistellen oder kurzweilig entlassen.

Welche Werkzeuge werden benutzt?

Da die Aufgaben des Dachdeckers, wie eben beschrieben, einen sehr großen Bereich abdecken, sind auch einige Werkzeuge notwendig, die speziell für Dachdeckerarbeiten gedacht sind. Das wohl wichtigste Werkzeug ist der Hammer.

Hammer für Dachdecker – der Schieferhammer

 Was einst der Spitzhammer erledigt hat, macht heute der Schieferhammer, ein spezieller Hammer für die Dachdeckerhandwerker. Der Spitzhammer hat Löcher für die Aufnahme von Nägeln in die Dachziegel geschlagen und den Dachschiefer geteilt. Der Hammer, der heute verwendet wird, ist ebenfalls multifunktional. Er kann Schiefer bis zu sieben Millimeter Stärke formatieren, sowie Löcher in den Schiefer schlagen und nageln. Der Hammer ist dafür da, Schieferplatten vor Ort individuell anzupassen und zu verlegen. Warum Schiefer einen speziellen Hammer benötigt, liegt auf der Hand. Schiefer ist im Gegensatz zu Dachziegeln, Dachpfannen und Dachsteinen ein besonderes Material. Es kann in vielen unterschiedlichen Formen und auf verschiedene Art und Weise ein Dach eindecken. Viele Hausbesitzer wählen daher Schiefer, damit ihre individuellen Wünsche besser umgesetzt werden können. In vielen Fällen wird der Schieferstein erst vor Ort so zurechtgeschnitten, wie er dann aufs Dach kommt. Hier kommt der Hammer ins Spiel. Er kann den Naturschiefer am besten bearbeiten, ihn zuschneiden, lochen und auch festklopfen. Der Hammer besteht aus einer Schneide mit einer flachen und einer spitzen Seite. Die Naturschieferplatte wird auf die sogenannte Haubrücke gelegt. Entlang dem Rand der Haubrücke wird die Schneide des Hammers geführt. Das garantiert einen geraden Schnitt. Der Hammer ist somit zugleich eine Hilfe beim Verlegen der Schieferplatten, beim Nägel ziehen sowie beim Zurechtschneiden des Schiefers. Der Umgang mit dem Hammer ist nicht für Laien gedacht. Das notwendige Geschick im richtigen Umgang mit dem Hammer wird während der Ausbildung vermittelt.

Weitere Werkzeuge

Auch das Klopfbrett gehört zu den wichtigsten Werkzeugen. Allerdings kommt es vor allem beim Dachdecken von Reetdächern zum Einsatz. Das Reet wird dabei mit dem Klopfbrett von der Traufe bis zum First in die Bindung geschlagen. Sogenannte Schaleisen werden eingesetzt, wenn Blechte gestützt werden müssen, während sie mit dem Hammer bearbeitet werden. Die Umschaltknarre wird verwendet, wenn Regenrinnen, Solaranlagen, Blitzableiter und ähnliche Konstruktionen am Dach montiert werden müssen. Das Schlagschnurgerät ist dafür da, auf großen Flächen farbige Markierungen zu ziehen. Der Schlagtacker sorgt dafür, dass der Handwerker Klammern mit Schwung einschlagen kann. Das ist vor allem dann gut, wenn es mal schnell gehen muss. Lötgeräte werden eingesetzt, wenn Nahtstellen verdichtet werden müssen. Immer dabei haben sollte jeder Handwerker auch Zollstock und Bleistift, um jederzeit Materialien und Co. abmessen, zuschneiden und zusägen zu können.

 

Bildquelle:

brizmaker / www.fotolia.de

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