Zunächst einmal soll die Frage geklärt werden, was ist solch eine Gaube überhaupt genau ist: Eine Dachgaube, manchmal auch als Dachgaupe, Dachkapfer (Österreich) oder Lukarne (Schweiz) bezeichnet, ist bei geneigten Dächern ein Dachaufbau in der Regel mit einem Fenster zur Belüftung und Belichtung des Dachraumes. Ein positiver Nebeneffekt ist die Vergrößerung des Dachraumes, der sich dadurch ergibt. Ihre Stirnseite ist bezogen auf die Außenwand des Hauses meistens etwas zurück versetzt, woran schon zu erkennen ist, dass dieser Dachaufsatz konstruktiv mit der Außenwand nichts zu tun hat, sondern ein ziemlich eigenständiges Gebilde ist.

Verschiedene Formen von Dachgauben

Meistens haben Dachgauben selbst wieder ein Dach mit Giebel stilistisch in etwa dem Hauptdach angepasst, also beispielsweise ein kleines Sattel- oder Walmdach. Die meisten Gauben besitzen zwei Gaubenwangen, auch Dachbacken genannt. Das sind ihre Seitenwände (rechtwinklige Dreiecksflächen). Das konstruktive Charakteristikum jeder Gaube ist im Unterschied zum Zwerchhaus, dass sie allein auf dem Dach aufsitzt. Die gängigsten Dachgaubenformen sind:

  • Giebelgaube
  • Walmgaube
  • gerade Schleppgaube
  • schräge Schleppgaube
  • liegende Schleppgaube
  • Fledermausgaube
  • Spitzgaube
  • Dachreitergaube
  • Rund- bzw. Tonnengaube

Bevor wir also mit dem Selbstbau der Gaube beginnen, sollten wir uns genau über die möglichen Gaubenformen informieren, um uns in Anlehnung an die Form des Hauses das am Besten dazu passende Outfit zu entscheiden. Die folgende kleine Konstruktionsanleitung kann sich nur auf einen Gaubentypen, in diesem Fall die Giebelgaube beziehen. Trotz konstruktionsbedingter Abweichungen sind diese Hinweise aber auch bei einer anderen Entscheidung durchaus wertvoll. Als weitere Voraussetzung sei hier noch die Situation im Dachstuhl genannt. Es macht einen sehr großen Unterschied, ob das Dachgeschoss bereits komplett isoliert und wohnlich tapeziert ist, oder ob der Dachstuhl sozusagen ein noch jungfräulicher Rohbau ist, sodass man mit dem Aufbau der Gaube direkt starten kann. Letztere Situation soll hier mal als gegeben vorausgesetzt werden.

Vorbereitende Arbeiten

Selbstverständlich muss das Dach an jener Stelle, wo die Gaube entstehen soll, geöffnet werden. Zu diesem Zweck lassen sich die Dachschindeln relativ einfach mit etwas Kraft und quasi ohne Werkzeug herausnehmen. Praktisch ist es, wenn man bei der Platzierung der Gaube frei ist, dann nämlich entfernt man z. B. 7 oder 8 Dachschindeln pro Reihe, und fertig ist der Gaubendurchbruch. Wenn man aber aufgrund einer ganz bestimmten Gaubenbreite in einer ganz bestimmten Position im Dach (Symmetriegründe) dazu gezwungen ist, Dachschindeln zu teilen, ist dies handwerklich eine etwas größere Herausforderung.

Glücklich ist, wer einfache, dünne Tonschindeln auf dem Dach hat. Diese lassen sich manchmal schon mit einer kräftigen Kneifzange oder sogar Kombizange passgenau zurecht brechen. Bei den üblichen schweren Betonschindeln kann man sich oftmals nur mit einer Flex und entsprechend geeigneten Diamantscheiben zum Schneiden von Stein behelfen. Das macht sehr viel Dreck und Staub. Daher sollte man neben einer Schutzbrille auch unbedingt gute Staubmasken verwenden. Gerade Letzteres ist nicht nur so daher gesagt. Was nützt einem die schöne neue Gaube, wenn sich die Lunge nachhaltig dGiebelgauben mit Sprossenfensternurch giftigen Feinstaub eine chronische Bronchitis und Asthma eingehandelt hat. Arbeitsschutz ist nicht nur als bürokratische Hürde, die jede Aktion unendlich verteuert, zu verstehen. Wer schon mal durch einen Arbeitsunfall eine drastisch lebensverändernde Verletzung erlitten hat, weiß sehr wohl, was hier gemeint ist.

Nach dem Entfernen der Dachschindeln liegen die quer verlaufenden Dachlatten als deren Auflage blank und müssen an der offenen Stelle z. B. mit einem Fuchsschwanz oder einer Handkreissäge durchgeschnitten werden. Das geht aber nicht ohne vorbereitende Maßnahmen. Jede durchtrennte Dachlatte kann den immer noch auflastenden Dachschindeln keinen Halt mehr geben. Daher muss zunächst eine stützende Querlattung genau an der Stelle konstruiert werden, an der nachher die Seitenwände der Dachgaube befestigt werden. Diese Querlattung sollte auch unbedingt noch ergänzt werden durch einen vertikalen Stützfuß auf jeder Seite der zukünftigen Gaube. Solche vertikalen Sparren sind ohnehin beim Dachausbau vorzusehen, da jeder Dachraum mit einem Stück vertikaler Wandfläche beginnt, bevor die Dachschräge den Dachraum einzuengen beginnt. Dahinter ist dann noch genug Platz zur Führung von Heizungsrohren, Wasserleitungen und diverser Kabel.

Konstruktion der Gaube

Je nach der vorangegangenen Entscheidung für eine bestimmte Form der Dachgaube muss sich der Heimwerker einen millimetergenauen Plan davon machen. Dabei spielt auch die Stärke der Holzbohlen bzw. Kanthölzer eine ganz entscheidende Rolle. Das Baustofflager oder der Baumarkt bieten dem Heimwerker Kanthölzer in verschiedenen Stärken und Längen an, gehobelt oder ungehobelt. Für diesen Zweck darf man sich für das deutlich günstigere ungehobelte Holz entscheiden, da im Anschluss ohnehin alles verkleidet wird. In diesem Fall aber immer an die Verletzungsgefahr durch Holzsplitter denken! Die maximale Länge kann man dem Gaubenplan entnehmen. Die Stärke der Kanthölzer darf nicht kleiner als 200 x 200 mm sein, besser man entscheidet sich für 300 x 300 mm, es darf aber ggf. auch ein rechteckiger Querschnitt dazwischen liegend sein. Ein Satteldach ist hinsichtlich seiner Neigung nicht eindeutig definiert. Die flachen Varianten haben Dachneigungen von zum Teil weniger als 30 Grad.

Das sogenannte neudeutsche Dach oder Winkeldach weist eine Neigung von 45 Grad auf. Die altdeutschen "gotischen" Dächer erreichen eine Steilheit von 62 Grad, und die altfränkischen bzw. altfranzösischen Dächer orientieren sich am gleichseitigen Dreieck mit 60 Grad. Irgendwo dazwischen liegt ganz sicher auch die Dachneigung des Heimwerkers. Für diesen ganz besonderen Winkel sollte sich der Heimwerker am Besten eine Schablone bauen z. B. aus starker Pappe oder Sperrholz. Als Werkzeug braucht man dafür lediglich eine starke Schere oder ggf. eine Laubsäge. Diese Winkelschablone wird beim Sägen der Balken immer wieder eine gute Unterstützung sein. Und damit sind wir bei einem besonders wichtigen Werkzeug des Zimmermanns angelangt. Man kann tatsächlich alle Balken mit einem guten Fuchsschwanz sauber und genau durchsägen. Das Ergebnis ist ein überaus starker rechter Oberarm und ggf. ein lädiertes rechtes Schultergelenk. Bei derartig umfangreichen Zimmermannsarbeiten empfiehlt sich unbedingt die Verwendung einer Kreissäge. Nun steht nicht jedem Heimwerker ein professionelles Werkzeug der Kategorie Sägewerk zur Verfügung. Das ist auch nicht nötig. Eine relativ kleine Tischkreissäge, die sehr stabil auf einen festen Untergrund in geeigneter Höhe montiert wird, ist recht brauchbar beim Gaubenbau.

Je nach Länge der Kanthölzer ist bei dieser Arbeit ein zweiter Mitarbeiter zuweilen unumgänglich. Gerade hierbei steht die Arbeitssicherheit in einem besonderen Fokus. Da das Sägeblatt meistens nur einige Zentimeter über den Tisch herausragt, müssen stärkere Kanthölzer um 180 Grad gedreht zweimal durchgeschoben werden. Bei Verwendung der oben genannten Winkelschablone ist dann beim schrägen Zersägen ganz besondere Vorsicht geboten, und es muss auch ganz besonders genau gearbeitet werden. Es ist oft hilfreich, solche "kniffligegroe gerade Gaube auf Altbauvillan" Stellen erst einmal großzügig grob abzusägen, um dann in einem zweiten Arbeitsgang dem Strich sehr genau folgen zu können, wobei dann nur noch ein kleines leichtes Scheibchen Abfall entsteht. Die beiden Stützpfeiler für die Gaubenstirnfläche bilden zugleich die Außenkanten und werden auf dem Dachboden senkrecht aufgestellt.

Zur Fixierung am Boden kann man jeweils zwei (gelochte) Winkeleisen verwenden, aber besser sind vier Winkel pro Pfeiler. Das gesamte Dach ist insbesondere bei Sturm sehr großen Querkräften durch die Sturmlast ausgesetzt. Daher ist eine verlässliche Gaubenverankerung ganz entscheidend für die langfristige Stabilität, dazu gehört auch das verzerrungsfreie Schließen des späteren Fensters. Das Gaubendach Dieses ist zugleich das Meisterstück des Heimwerkers, denn die saubere Ausführung eines Gaubendaches ist schon eine besondere handwerkliche Herausforderung, das gilt bereits für das noch eher einfache Giebeldach. Bei alten Kirchen- oder Rathausdächern findet man es öfter mal, dass die Steilheit der Gaubendächer jener des Hauptdaches entspricht. Daran muss man sich heute nicht halten. Bei so manchem stärker geneigten Giebeldach würde das Gaubendach dann recht "gotisch" anmuten. Aber auch bei deutlich geringerer Neigung des Gaubengiebels muss nun selbstverständlich mit anderer Winkelschablone extrem genau gesägt und gearbeitet werden.

Neben einer großen, groben Holzraspel und einem Satz scharfer Holzbeitel bewährt sich nun auch der Bandschleifer und an einigen komplizierten Ecken sogar auch der Deltaschleifer. Was aber auf jeden Fall auch zum Einsatz kommen wird, das ist ein Werkzeug, das für den Zimmermann schon immer ein Symbol war: Richtig, der Hammer sowieso, aber hier ist jetzt der Handhobel gemeint. Die passgenauen Elemente der Gaubenrahmung sollten zur besseren Langfriststabilität auf jeden Fall lieber verschraubt als genagelt werden. Hierzu sind verschiedene Bohrer für die Bohrungen im Holz erforderlich. Die Akku-Bohrmaschine hat den Vorteil, dass man ohne Schnur etwas bequemer damit hantieren kann. Aber auch bei Profigeräten kann die ständige Erfordernis des Akku-Tausches etwas nerven. Daher schwören viele Heimwerker immer noch auf leistungsstarke elektrische Bohrmaschinen, die ggf. mit einer Kabeltrommel verbunden werden müssen.

Die Verkleidung bestimmt die Außenansicht

Das endgültige "Outfit" hängt vom Geschmack des Besitzers und von der Fassade des Hauses ab, daher sei hier nur der allgemeine Hinweis erlaubt, dass es heute ohne Planung und Ausführung einer effizienten Dämmung nicht mehr geht, wobei gesetzliche Bestimmungen und ein Mindeststandard hinsichtlich der Wärmeleitwerte der eingesetzten Dämmstoffe einzuhalten sind. An dieser Stelle muss eigentlich jeder Heimwerker fachkundige Beratung einholen, zumal sich die Vorgaben dazu auch in einem ständigen Fluss befinden, also Veränderungen unterliegen. Dazu gehört auch die Beachtung des Brandschutzes oder die feste Installation von Rauchmeldern.

Moderne asbestfreie Eternitplatten (mit Kreis- oder Stichsäge schneidbar) sind nur eine praktische Möglichkeit zur Gestaltung der Gaubenseitenwände. Diese können im Anschluss auch beliebig verputzt und mit dem zum Haus passenden Anstrich versehen werden. Für die Bedeckung wird man sicherlich jenen Dachschindeltyp verwenden, der dem Hauptdach entspricht. Die obige Fragestellung: "Kann man eine Gaube selber bauen?" kann mit einem eindeutigen "JA" beantwortet werden. Die Voraussetzungen sind ein ordentliches Maß handwerklicher Fähigkeiten und bei vielen Arbeiten mindestens ein zweiter kompetenter Mitarbeiter sowie robustes professionelles Werkzeug. Da diese Arbeiten zum Teil im Außenbereich in größerer Höhe stattfinden müssen, sind hohe stabile Leitern (besser ein an der Hauswand verankertes Gerüst) ebenfalls notwendige Gerätschaft, wobei im Vorfeld auch die Schwindelfreiheit der Ausführenden sichergestellt sein muss.

 

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