Unter Modellbau versteht man im Hobbybereich das möglichst wirklichkeitsgetreue Nachbilden von aktuellen oder historischen Objekten in kleinerem Maßstab. Neben Flugzeugen, Schiffen oder Gebäuden werden auch Personen oder Tiere maßstabsgetreu nachgebildet. Beim Modellbau unterscheidet man zwischen Funktionsmodellen (beispielsweise ferngesteuerte Autos) und Standmodellen, die keine weitere Funktion erfüllen, sondern ihren Platz in einer Vitrine oder einem Diorama einnehmen. Eine ganz andere Definition erhält der Begriff Modellbau in der Industrie. Hier bezeichnet der Begriff das Herstellen von Gussformen. Historisch belegt ist der Modellbau seit mehreren hundert Jahren. Schon immer waren die Menschen fasziniert davon, ihre Lebenswirklichkeit im Miniaturmaßstab nachzubilden. Eine weite Verbreitung fand der Modellbau im Hobbybereich schon vor dem ersten Weltkrieg. Damals war das bevorzugte Baumaterial noch Holz, was bereits ansehnliche Schiffs- und Fahrzeugmodelle hervorbrachte. Auch die ersten Dampfmaschinen in Miniaturausführung stammen aus dieser Zeit. Nach dem 2. Weltkrieg und der immer größeren Verbreitung von Kunststoff kamen die ersten Plastik-Modellbausätze auf. Diese in Deutschland vor allem vom Hersteller Revell bekannten Bausätze verfügten über eine hohe Detailgenauigkeit, waren relativ kostengünstig und wesentlich schneller zusammenzubauen als ihre Pendants aus Holz oder Metall.

 

Mit dem Auftreten digitaler Unterhaltungsmedien Ende der 1980er Jahre verschwand das Hobby Modellbau aus immer mehr Kinder- und Jugendzimmern und wurde zu einer Nischenbeschäftigung von (zumeist) älteren Erwachsenen. Das Ende der Modellbaukultur schien bereits besiegelt, doch seit einigen Jahren ist wieder eine Trendwende erkennbar. Die Menschen besinnen sich wieder auf alte Werte und dies merkt man ganz deutlich an den steigenden Verkaufszahlen von „klassischen“ Spielzeugen, wozu man im weiteren Sinne auch den Modellbaubereich zählen kann.

Standmodellbau

Beim Standmodellbau geht es darum, Objekte in einem definierten Maßstab verkleinert darzustellen. Die Herausforderung besteht darin, das Objekt möglichst wirklichkeitsgetreu nachzubilden. Häufig dienen historische oder aktuelle Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge als Vorbild. Der Maßstab eines Modells gibt dabei die Größe des Modells bezogen auf die Größe des Vorbilds an. Verbreitete Maßstäbe sind 1:18, 1:24, 1:43 oder auch 1:87. Der Maßstab gibt an, dass ein Zentimeter des Modells 18 Zentimetern (bzw. 24, 43, 87 etc.) entspricht. Je kleiner also die Zahl nach dem Doppelpunkt, desto größer ist das Modell.

Übersicht über die Maßstäbe:

  • 1:18: Diese Modelle sind vor allem in Europa und Nordamerika beliebt. Die sehr detailreichen Modelle dieses Maßstabes können aus mehr als 1000 Einzelteilen bestehen. Bekannte Hersteller dieses „großen“ Maßstabes sind unter anderem Revell, Bburago und Minichamps.
  • 1:24: Vorrangig in den USA werden Modelle im Maßstab 1:24 gesammelt. In Europa ist dieser Maßstab vor allem für den Standmodellbau aus Plastik oder Resin bekannt. Führende Hersteller hier sind Revell und Tamiya.
  • 1:43: Dieser Maßstab gilt als der internationale Sammlermaßstab mit der größten Auswahl an Modellen. In früheren Jahrzehnten war dieser Maßstab vorrangig als Spielzeugmaßstab bekannt, aktuell gibt es ein sehr breites Spektrum an hochwertigen, sehr detaillierten Modellbausätzen auch für anspruchsvollste Modellbauer.
  • 1:87: Dieser Mini-Maßstab diente im Ursprung dazu, maßstabsgerechte Modelle für eine Modelleisenbahn der Größe H0 anbieten zu können. Besonders in Deutschland hat sich jedoch eine große Sammlerszene für die zumeist aus Kunststoff bestehenden Modelle entwickelt.

Funktionsmodellbau

Modelle, die dem Funktionsmodellbau zugeordnet werden, sollen nicht einfach nur gut in der Vitrine aussehen – sie sollen auch funktionieren. Bekannt sind hier vor allem Flugzeug- Schiffs- und Automodelle, die per Batterie oder Verbrennungsmotor angetrieben und mittels Fernsteuerung bedient werden. Beim Funktionsmodellbau kommt es weniger auf die originalgetreue Optik als denn auf das funktionsfähige Ergebnis der Bastelstunden an. Neben handwerklichem Geschick verlangt der Funktionsmodellbau vor allem grundlegende Kenntnisse in Elektronik, Mechanik und Antriebstechnik und ist daher eher erfahrenen Modellbauern zu empfehlen.

Wer betreibt denn eigentlich Modellbau?

Die kreative Freude, etwas mit den Händen zu erschaffen, treibt Menschen aller Altersgruppen an, sich mit dem Modellbau zu beschäftigen. Während noch vor einigen Jahren die Modellbauerei als Hobby alter Herren verrufen war, finden sich heutzutage auch immer mehr jüngere Menschen, die mit Liebe und Hingabe ihre Modelle zusammenbauen, bemalen und voller Stolz in Vitrinen ausstellen. Bedingt durch die eher technische Ausrichtung des Hobbys betreiben mehr Männer als Frauen dieses Hobby. Geeignet ist der Modellbau prinzipiell für jedermann und jederfrau ab einem Alter von ungefähr 10 Jahren. Einfache Kunststoffmodelle, die weder geklebt noch bemalt werden müssen, können auch bereits von wesentlich jüngeren Kindern zusammengebaut und die Leidenschaft für das Hobby so angefacht werden.

Kosten für den Modellbau

Um ehrlich zu sein – der Bau von Modellen kann ein recht kostspieliges Hobby werden. Neben den reinen Anschaffungskosten, die je nach Detailgrad und Funktion mehrere Tausend Euro betragen können, sind auch Werkzeuge, Farben und Zubehör mit einzukalkulieren. Für Einsteiger empfiehlt es sich daher, sich zunächst auf kleine Maßstäbe und Modelle aus Kunststoff zu konzentrieren. Hier kann bereits für unter 100 Euro ein Modell inklusive aller benötigten Farben und Werkzeuge angeschafft werden. Im Funktionsmodellbau geht es selten unter 200 Euro los. Für diesen Preis gibt es einfache, elektrisch angetriebene Fahrzeuge und kleine Flugzeuge zu kaufen. Am günstigsten sind Modelle aus Kunststoff, die bereits vorbemalt sind und einfach nur zusammengesteckt werden müssen. Sie reichen zwar bei weitem nicht an die höherwertigen Modelle heran, sind aber insbesondere für Kinder und Einsteiger auf Grund des schnellen Erfolges zu empfehlen.

Werkzeuge für den Modellbau

Möchte man sich professionell dem Hobby widmen, lässt sich die Anschaffung von Werkzeugen nicht vermeiden. Die wichtigsten Basics haben wir hier in einer kleinen Übersicht aufgeführt:

  • Pinzetten
  • Zangen
  • Kreuz- und Schlitzschraubendreher (hier empfiehlt sich vor allem der Hersteller Wera durch seine Universalität)
  • Feilen
  • Schleifpapier
  • Modellbaukleber (für Plastik-Modellbausätze)
  • Leim (für Bausätze aus Holz)
  • Pinsel oder alternativ Airbrush
  • Unter Umständen eine Lupe und eine helle Bastlerlampe

Farben für den Modellbau

In der Regel müssen Modellbausätze vor, während und nach dem Zusammenbau farbig lackiert werden. Nur so lässt sich eine wirklichkeitsgetreue Nachbildung des Originals erzielen. Die richtige Verwendung der Farben ist eine Wissenschaft für sich, deren Erläuterung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Generell lässt sich aber sagen, dass jedes Modell mit drei Farbschichten überzogen werden sollte. Die Grundschicht dient der besseren Farbwiedergabe und wird auch als Grundierung bezeichnet. Über der Grundierung wird die eigentliche Farbe aufgetragen, die wiederum mit einer Deckschicht zum Schutz überzogen wird. Der Farbauftrag kann dabei entweder mit einem Pinsel oder per Airbrush stattfinden. Für ambitionierte Bastler, denen es auf eine möglichst originalgetreue Lackierung mit realistischen Effekten ankommt, ist der Invest in eine (nicht ganz billige) Airbrush-Pistole dringend anzuraten. Für die Modellbauer, die nicht gerne mit Farbe hantieren, seien vor allem Modelle aus dem Militärbereich ans Herz gelegt. Hier dominieren Grautöne, die sich einfach und auch von ungeübten Modellbauern mit hervorragendem Ergebnis auftragen lassen. Viele Bausätze, besonders aus dem Einsteigerbereich, beinhalten bereits alle benötigten Farben oder geben die nötigen Farben auf der Verpackung an. Schnäppchenfüchse schauen im Internet nach Konvolut-Angeboten auf den gängigen Auktionsplattformen. Hier lassen sich vergleichsweise günstig ganze Farbpaletten erstehen.

Einsteiger-Guide: Das erste Modell bauen

Für die ersten Gehversuche empfehlen wir einen Modellbausatz aus Plastik – vorzugsweise von Revell. Dieser Hersteller bietet günstige Modelle für jeden Geschmack in guter Qualität und hoher Detailtreue an. Achten Sie beim Kauf darauf, dass das ausgewählte Modell eine Schwierigkeitsstufe von 3 oder 4 auf der Packung ausweist. Modelle mit einer geringeren Schwierigkeitsstufe sind zu schnell zusammengebaut, Modelle mit einer höheren Stufe könnten Einsteiger überfordern. Ob Sie nun ein Schiff, ein Flugzeug oder einen Panzer bauen wollen, ist dabei vollkommen Ihrem Geschmack überlassen. Nachdem Sie das Modell ausgepackt haben, reinigen Sie es zunächst mit Spezialreiniger, alternativ verdünntem Spiritus. Der Plastikbausatz sollte vollständig fettfrei sein. Belassen Sie unbedingt alle Einzelteile in dem Rahmen – so können Sie das Modell wesentlich einfacher und schneller bemalen. Der Farbauftrag steht auch als erstes auf dem Programm. Grundieren Sie den kompletten Bausatz möglichst gleichmäßig. Wenn das Modell später helle Farben bekommen soll, wählen Sie eine weiße Grundierung. Für dunkle Farben wählen Sie dementsprechend eine schwarze Grundierung. Lassen Sie die Grundierung gründlich trocknen, mindestens 24 Stunden müssen Sie sich in Geduld üben. Danach folgt der Farbauftrag der eigentlichen Farben. Gehen Sie hier strikt nach Anleitung vor, um eine originalgetreue Optik zu erzielen. Lassen Sie den Bausatz erneut für mindestens 24 Stunden trocknen. Nun können Sie mit dem Zusammenbau beginnen. Trennen Sie die Einzelteile immer mit einer Zange vom Rahmen, um Zerstörungen zu vermeiden und glätten Sie die Kanten mit einer Feile oder Schleifpapier. Zum Verkleben der Einzelteile sollten Sie immer einen speziellen Modellbaukleber verwenden. Dieser verschweißt das Plastik miteinander und hinterlässt keine hässlichen Spuren auf dem Material. Beim Zusammenbau gilt immer: Eile mit Weile! Nur gut getrocknete Baugruppen sollten weiterverarbeitet werden. Ist das Modell fertiggestellt, folgt ein letzter Farbauftrag. Spezielle Techniken ermöglichen eine noch originalgetreuere Optik, in dem Rost, Witterungseinflüsse und Schatten auf das Modell aufgetragen werden. Als allerletzter Schritt folgt ein Auftrag von Klarlack über das gesamte Modell. Dies schützt den eigentlichen Lack vor Alterung und verleiht dem Modell ein professionelles Aussehen. Für Militärmodelle sollten Sie immer einen matten Klarlack verwenden, Autos oder zivile Flugzeuge sehen mit einem Glanzlack als letzte Schicht besonders hochwertig aus.

Vitrine oder Diorama – Die perfekte Inszenierung für das Modell

Viele Sammler präsentieren Ihre Modelle in speziellen Glasvitrinen. Zum einen werden die teuren Stücke so vor Staub geschützt, zum anderen werden sie so zur Zierde für jeden Raum. Für Bastler, die ihre Modelle in der „natürlichen Umgebung“ zeigen wollen, bietet der Markt sogenannte Dioramen. Diese Schaukästen bieten die Möglichkeit, dass Modell vor einem passenden Hintergrund zu zeigen. Militärmodelle oder –figuren können so beispielsweise auf einem Schlachtfeld agierend dargestellt werden, der Rennwagen auf einer Rennstrecke und das Flugzeug auf der Landebahn eines Flugplatzes. Der Kreativität beim Bau eines Dioramas ist dabei keine Grenze gesetzt.