Rohr biegen mit 4 verschiedenen Werkzeugarten
Das Rohr biegen ist bei vielen unterschiedlichen Arbeiten, bzw. Arbeitsfeldern eine patente Alternative zu der Verarbeitung von in Winkeln verlaufenden Rohren. Solche Winkel können ohne das Biegen des betreffenden Rohres vor allem durch Verbindungsstücke geschaffen werden. Die bedeutet allerdings einen höheren Materialaufwand und ist meist auch mit höheren Kosten verbunden. Dafür muss man beim Rohre biegen einiges beachten und gewisse mathematische Formeln anwenden, um die Winkel und das Anlegen dieser korrekt zu berechnen. Einsatzgebiete für das Rohr biegen sind neben Renovierungsarbeiten und Installationen vor allem in der Industrie (z.B. Automobilindustrie) und im Anlagenbau zu finden.
Je nach Rohrdurchmesser, Rohrmaterial und dessen Stärke kommen verschiedene Rohrbiegewerkzeuge und Techniken zum Einsatz. Mit am einfachsten sind dünnwandige Rohre aus Kupfer oder Aluminium zu biegen, für die man in manchen Fällen nicht einmal unbedingt ein extra Werkzeug benötigt. Schwieriger zu biegen sind Rohre aus Stahl und Edelstahl sowie beschichtete Rohre. Letztere sollte man in einer professionellen Lohnbiegerei biegen lassen, da die Beschichtung bei dem Prozess an den Biegungsstellen abbricht und das Rohr dann anfällig für Beschädigungen und Witterungseinflüsse (Korrosion) macht.
Neben Metallrohren können auch Verbundstoff- Kunststoffrohre aus PVC (und nur diese) gebogen werden. Die Techniken sind dabei analog zu denen zum Biegen von Metallrohren, allerdings sind in der Regel hierfür Spezialwerkzeuge für das Biegen von Kunststoffrohren notwendig.
Techniken zum Rohr biegen
Zuerst einmal unterscheidet man zwischen dem so genannten Kaltbiegen, bei dem das Werkstück nicht erhitzt wird, und dem Warmbiegen, bei dem die Biegestelle für die leichtere Verformung des Werkstückes erhitzt wird. Für Heimwerker kommt vor allem das Kaltbiegen in Frage, da das Warmbiegen nicht nur gefährlicher und komplizierter ist, sondern auch aufwändigeres Werkzeug benötigt. Die Techniken zum Rohr biegen (Kaltbiegen und Warmbiegen) werden in drei Kategorien unterteilt:
- Pressbiegen (Biegewerkzeug wird manuell oder hydraulisch gegen zwei Gegenrollen gepresst)
- Kompressionsbiegen (Rohr zwischen Gleitschlitten und stationäre Biegerolle geklemmt, dann durch Rotation des Gleitschlittens in vorher bestimmten Winkel geformt; besonders häufige Unterformen: 3-Rollen-Biegen und 3-Rollen-Schubbiegen)
- Rotationszugbiegen (Vielseitig einsetzbar und besonders präzise, Werkstück wird zwischen Biegerolle und Klemmstück fixiert und durch Rotation beider verformt)
4 Werkzeuge/Werkzeugarten zum Rohrbiegen
1. Biegefedern
- die Feder wird über das Rohr geschoben und das Rohr dann von Hand gebogen
- jeder Rohrdurchmesser verlangt nach einer eigenen Feder
- Biegeradius muss nicht zu exakt sein und bestimmt werden
- besonders geeignet für das Biegen von dünnen Kupfer- und Alurohren
Biegefedern für Rohre sind mit die einfachste Werkzeugart, um Rohre zu biegen. Die Feder wird auf das Rohr geschoben und dieses dann händisch in den gewünschten Winkel gebogen. Diese Methode ist aber in den meisten Fällen nicht sonderlich exakt. Nachteile sind die Notwendigkeit einer spezifischen Feder für jeden Rohrdurchmesser und die Unterteilung in Federn für Außen- und Innenbiegung. Außerdem ist diese Methode eher auf dünnwandige Rohre limitiert, da die händische Kraftausübung stark begrenzt ist. Neben Biegefedern für Kupferrohre und Rohre aus Aluminium gibt es auch Biegefedern für dünnwandige Edelstahlrohre. Für das Biegen von Kunststoffrohren aus PVC eignen sich Biegefedern nicht.
2. Rohrbiegezangen
- für die Anwendung bei dünnen Rohren ausgelegt
- werden manchmal auch Rohrbieger oder Handbiegewerkzeug genannt
- am besten geeignet für den Einsatz bei weichen Kupferrohren mit geringen Durchmessern, je nach Zange aber auch Biegen von Edelstahl, C-Stahlrohren und Verbundstoffrohren möglich
- je länger die Arme der Zange, desto höhere Hebelkraft kann auf das Rohr händisch gewirkt werden
Rohrbiegezangen sind klassische Werkzeuge für Installationen und Renovierungsarbeiten. Sie sind in unterschiedlichen Ausführungen für den einhändigen, sowie zweihändigen Gebrauch vorgesehen und für die bei den jeweiligen Zangen angegebenen Durchmesser geeignet. Der maximale Winkel, der mit den meisten Zangen zu erreichen ist beträgt satte 180º. Auch wenn im Vergleich zu einer Rohrbiegefeder durch die Hebelwirkung der Arme teils deutlich höhere händische Krafteinwirkung auf ein Rohr möglich ist, sind Rohrbiegezangen trotzdem limitiert. Zudem ist die Berechnung des korrekten Winkels nicht einfach und erfordert etwas Erfahrung. Trotzdem eignen sich Rohrbiegezangen von den Anwendungsmöglichkeiten, sowie dem Preis, durchaus auch für Heimwerker.
3. Rohrbiegegeräte
- Diverse Geräte zum Biegen von Rohren
- Je nach Gerät einhändig oder zweihändig zu bedienen
- oft zangenartig mit integriertem und einstellbarem Winkelnegativ
- je nach Gerät Winkel bis zu 180º möglich
- in der Regel für Kupferrohre und Aluminiumrohre mit kleinen bis mittleren Durchmessern, manche auch für Mehrschichtverbundstoffrohre
Rohrbiegegeräte können sehr unterschiedlich in Aussehen und Anwendung sein. Kleine einhändig zu bedienende Geräte haben oft einen Einsatz für den Negativwinkel und die nötige Kraft, die durch zangenartige Griffe auf das Rohr übertragen werden. Größere Geräte können auch nur einen Hebel haben, um die Kraft auf das Rohr zu übertragen (dann sind auch meist Winkel bis 180º möglich). Rohrbiegegeräte für Mehrschichtverbundrohre gibt es in unterschiedlichen Formen mit Winkelnegativ oder mit einer geraden Kraftausübung über einen Stift, bei denen der Winkel vorherberechnet werden muss. Rohrbiegeräte können auch für Heimwerker sinnvoll sein, sind aber generell eher für den professionellen Gebrauch ausgelegt.
4. Rohrbiegemaschinen
- Rohrbiegemaschinen sind teure professionelle Maschinen
- auch für große Durchmesser geeignet
- meist auch für Stahlrohre geeignet
- arbeiten teilweise mit dem Warmbiegeverfahren und erhitzen die Rohre an den zu biegenden Stellen
Je nach Verfahren (Kalt- oder Warmbiegeverfahren) sind Rohrbiegemaschinen mechanisch, hydraulisch, elektrisch oder für eine Mischung aus diesen Kraftquellen ausgelegt. Im Gegensatz zu den anderen vorgestellten Werkzeugarten, können mit Rohrbiegemaschinen, je nach spezifischer Auslegung, auch Rohre mit großen Durchmessern bearbeitet werden. Zudem eignen sich Rohrbiegemaschinen für die industrielle Anwendung und den Anlagenbau und erlauben das relativ schnelle Biegen in Reihe mit immer gleichem Winkel. Da Rohrbiegemaschinen in der Regel teuer sind und sich vor allem bei intensivem Gebrauch lohnen, eignen sie sich kaum für Heimwerker.
Was ich vor dem Kauf von Rohrbiegewerkzeugen wissen muss
1. Notwendige Vorbereitungen zum Rohre biegen
Vor jedem Versuch ein entsprechendes Rohrteil zu biegen, muss dieses mit Sand (alternativ mit Metallstreifen) gefüllt und anschließend an den Enden verstopft werden. Dies minimiert die Gefahr einer auftretenden Beschädigung des Rohres während des Biegevorgangs. Zudem sollte man immer erst ein Testrohr als Referenz biegen.
2. Winkelberechnung
Wir wollen Sie hier nicht mit mathematischen Formeln bedrängen. Allerdings ist die Winkelberechnung in Zusammenhang mit der benötigten Rohrlänge, um diesen korrekt anzulegen, nicht ganz einfach. Zudem neigen gerade Metallrohre dazu, nach einem Biegevorgang wieder zurück zu federn, so dass man diese Rohre oft besser etwas weiter biegt. Auch hier ist ein entsprechendes Testrohr aus gleichem Material und gleichem Durchmesser, sowie Wandstärke eine gute Referenz.
3. Allgemeiner Schwierigkeitsgrad
Die Schwierigkeit, ein Rohr zu biegen, hängt stark von dessen Materialität und Durchmesser ab. Allgemein gilt: dünne Rohre aus Kupfer oder Aluminium sind auch für Heimwerker mit einfachen Rohrbiegewerkzeugen in der Regel problemlos zu bearbeiten. Rohre mit höheren Durchmessern (ab etwa 24 mm) oder mit Beschichtung hingegen sollten in der Regel Profis überlassen werden, bzw. in eine Lohnbiegerei gegeben werden, die mit den entsprechenden Maschinen ausgestattet ist.